Login

BERICHT - Vortrag von Dr. Roman Töppel

Am 29. November 2023 hielt der deutsche Militärhistoriker Dr. Roman Töppel unter der gemeinsamen Schirmherrschaft der MILAK und des SVMM an der ETH Zürich einen interessanten Vortrag vor etwa 50 Zuhörern und mindestens ebenso vielen online-zugeschalteten Zuhörer.

Das Thema seines Vortrags lautete "Manstein und der Feldzug im Westen 1940. Eine Neubewertung". Denn Dr. Töppel hatte von der Familie von Manstein die Möglichkeit erhalten, eine kritische Ausgabe von Erich von Mansteins Tagebüchern vorzubereiten und Einsicht in seine persönliche Familienkorrespondenz während des Krieges zu nehmen.

Der Redner beschrieb detailliert, wie Manstein - damals Chef des Stabes der Heeresgruppe A der Wehrmacht - im Herbst 1939 und Winter 1940 alternative Varianten zur Planung ("Fall GELB") des Westangriffs entwickelte, die vom Oberkommando des Heeres (OKH) aufgestellt worden war. Er war davon überzeugt, dass ein mechanisierter Stoss durch die Ardennen möglich sei, forderte daher eine stärkere Konzentration der gepanzerten Mittel und schlug vor, mit einem "Sichelschnitt" bis zum Ärmelkanal die alliierten Kräfte abzuschneiden. Um gegen französische Gegenangriffe gewappnet zu sein, wollte er zudem eine offensive Abdeckung seiner Flanke nach Süden hin. Da seine Vorschläge von seinen direkten Vorgesetzten vehement abgelehnt wurden, gelang es Manstein über Umwege, das Interesse der Wehrmachtsführung und später Hitlers zu wecken. Hitler hatte in der Zwischenzeit selber die Planungen des OKH als wenig innovativ erkannt und sich mit einer vergleichbaren Idee wie Manstein auseinandergesetzt. Mit Mansteins Denkschrift hatte er nun auch die militärfachlichen Argumente gegenüber seinem Generalstab. Während nun aber Manstein davon überzeugt war, dass sein Plan umgesetzt wurde, wichen Hitlers Vorstellung teilweise davon ab und wurden weiter durch das OKH verwässert. Besonders deutlich tritt dies bei der fehlenden Südabdeckung hervor, die später Treiber für mehrere Krisen und Haltbefehle auf deutscher Seite war.

Dieser Planungshintergrund wurde von Dr. Töppel gut dargestellt und erläutert, doch liess er die Zuhörer ein wenig hungrig zurück, da er auf den Ablauf der Operation an sich nicht einging. Jedoch präsentierte er einige interessante Dokumente aus dem Nachlass Mansteins, die Lust auf mehr machen

Der Redner verstand es, die Anwesenden zu fesseln und beantwortete zahlreiche Fragen. Alles in allem also: ein interessanter Abend.