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MEINUNG Militärmuseen in der Schweiz

Diverses armures, hallebardes et autres accessoires. Musée du chateau de Morges, Suisse. Diverses armures, hallebardes et autres accessoires. Musée du chateau de Morges, Suisse. Wikipedia

Die Schweiz hat mehr als 800 Museen. Etwa zehn sind spezifisch der Militärgeschichte gewidmet und etwa vierzig enthalten Räume, in denen Waffen ausgestellt sind oder andere Bereiche, die für militärische Zwecke reserviert sind. Diese Darstellungen konzentrieren sich sehr häufig auf die Zeit vor dem Ende des Ancien Régime oder jedenfalls vor der Mitte des 19. Jahrhunderts. In der Schweiz gibt es mangels einer entsprechenden politischen Entscheidung und finanziellen Engagements des Bundes kein nationales Militärmuseum, ähnlich dem Musée de l'Armée in Paris oder Brüssel. Kulturkreise und auch die Verlagswelt tun sich schwer damit, Militärgeschichte und damit auch Militärmuseen als Teil der Kultur zu betrachten.


In der französischsprachigen Schweiz befindet sich das Waadtländer Militärmuseum im Schloss Morges, während das Anwesen Penthes das Genfer Militärmuseum beherbergt. In unmittelbarer Nähe dieser Institution widmet sich das Museum der Schweizer in der Welt dem Auslandsdienst während des Ancien Régime. Ein paar andere Institutionen widmen der Militärgeschichte einen Platz. Aus Gleichgültigkeit oder aus Sparzwang mussten das Walliser Militärmuseum im Schloss von Saint-Maurice und das Militärmuseum Colombier im Kanton Neuenburg schließen.
Im Historischen Jura hängt die Existenz eines Museums meist vom Engagement einer Stiftung, eines privaten Vereins oder von Freiwilligen ab, die sich für den Aufbau von Infrastrukturen und Sammlungen einsetzen. In dieser Region gibt es Qualitätsmuseen, aber keines hat eine militärische Komponente und würde so der Öffentlichkeit den Auslandsdienst der "Jurassier" präsentieren, die Geschichte der bischöflichen, kantonalen und eidgenössischen Truppen, die Fahnen des Mittelalters und des Ancien Régime, die Milizen der napoleonischen Zeit, die Regeneration und den Kulturkampf, die Organisation der eidgenössischen Truppen bis zum Kalten Krieg und die Armee XXI.
Es ist anzumerken, dass in Frankreich und Belgien drei Militärmuseen bei der breiten Öffentlichkeit sehr beliebt sind. Sie sind im guten Sinne des Wortes ultramodern, sogar futuristisch. Es handelt sich um das Museum des Großen Krieges in Meaux, die Gedenkstätte von Verdun, die der Schlacht von 1916 gewidmet ist, und das Kriegsmuseum von Bastogne, das sich auf die Ardennenoffensive von 1944 konzentriert.
Ein militärhistorisches Museum kann seine Kontinuität nur gewährleisten, wenn es sich von seiner primären Aufgabe als "Tempel der Erinnerung" wegbewegt und zu einem Ort der Begegnung wird, der das Verständnis für historische Fakten, aber auch für die Wechselwirkungen zwischen Menschen und Ereignissen fördert. Seine Existenz und die Schaffung neuer Räume sind aber nur dann gerechtfertigt, wenn ein solches Museum e eine objektive Reflexion der Vergangenheit darstellt und keine chauvinistische oder kriegerische Propaganda betreibt. Mit anderen Worten: Ein Militärmuseum kann sich nicht auf die Evokation von Kriegen oder militärischen Heldentaten beschränken. Es muss auch die öffentliche Meinung und die Verbindungen zwischen dem Militär und der Zivilgesellschaft hervorheben.
In der Schweiz stellen das Terrain, die Organisation der Verteidigung, die Kontingente, die Verbindungen zwischen Militärdienst und politischen Rechten sowie die militärische Architektur wichtige historische Daten dar. Ohne diese Elemente kann die Gegenwart nicht verstanden werden. Durch sie können wir die Mentalitäten und die Entwicklung von Gemeinschaften von kleinen souveränen Staaten verstehen, die sich in der Annäherung ihre Eigenständigkeit auch im Staatenbund, dann im Bundesstaat bewahren.

Artikel in Ausgabe 62 der Zeitschrift "Passé Simple - Mensuel romand d'histoire et d'archéologie" veröffentlicht und hier mit der freundlichen Zustimmung der Herausgeber nachgedruckt